Auf der Suche nach einem verletzten Nashorn

Welche Aussicht! Über unseren Köpfen schwirrt ein roter Helikopter kreuz und quer durch die Luft und aus der offenen Türe hängt unser Geschäftsführer Claudio Nauli in den Sicherheitsgurten und fotografiert und filmt nonstop die Nashorn-Mutter mit ihrem Baby, die ängstlich vor diesem brummenden Objekt zu flüchten versuchen.

Damit es klar ist, wir sind nicht plötzlich am Tiere jagen und uns ist der Schutz der Wildtiere und insbesondere der Nashörner extrem wichtig. Das war auch der Grund, wieso das gesamte Team im Mai 2015 gemeinsam nach Südafrika reiste. Der in São Paulo lebende Schweizer Swiss-Re-Direktor Rolf Steiner hat sich in Afrika seinen Kindheitstraum erfüllt und mit der Rhulani Safari Lodge im Madikwe Wildschutzgebiet/Südafrika im& Grenzgebiet zu Botswana im 2013 seine eigene Lodge gekauft. Die Rhulani Safari Lodge versucht ihre Gäste wo immer möglich in die Tier- und Naturschutzaktivitäten einzubinden und wir hatten die einzigartige Möglichkeit Beobachter einer Nashornschutz-Massnahme zu sein. Statt auf eine Morgenpirschfahrt starteten wir nach dem Frühstück mit unseren offenen Fahrzeugen um Carlien Esterhuizen, Feld Ökologin in Madikwe und Dr. Louis Greeff, einen anerkannten Wildtierarzt zu treffen. Carlien gab uns einen Einblick in die vielfältigen Naturschutzaktivitäten in Madikwe und inwiefern Rhulani in diese Projekte involviert ist.

Geplant war, ein weibliches Breitmaul-Nashorn mit seinem Kälbchen zu finden. Das Muttertier war vor Jahren mit einem Satelliten-Band am Fuss markiert worden und dieses Band musste dringend ausgewechselt werden, da es mit den Jahren zu eng wurde und das Tier sich damit aufschürfte. Das Tier wurde seit zwei Wochen geortet aber konnte nie betäubt werden. An diesem strahlend sonnigen Tag im Mai sollte ein weiterer Versuch gestartet werden. Der Helikopter hob mit unserem Claudio Nauli ab und wir fuhren dem Heli in unseren Safari Fahrzeugen nach. Das Tier wurde im Norden des 75 000 Hektar grossen Madikwe Wildschutzgebietet vermutet und mit dem Helikopter wurde das Gebiet von oben gescannt.

Via Funk wurden unsere Ranger informiert, dass das Nashorn und sein Baby aufgespürt wurden und der Tierarzt setzte aus dem Helikopter mit seinem Betäubungsgewehr an. Getroffen! Jetzt mussten wir nur noch in genügend Distanz warten, bis die muskuläre Injektion wirkte und das Mutternashorn wankend langsam in die Knie ging und unbeweglich wurde.

Das Jungtier war zu diesem Zeitpunkt noch nicht betäubt, aber wich keine Sekunde von seiner Mutter und war daher ein leichter Fang. Nachdem der Helikopter gelandet war, näherten sich der Arzt und seine Helfer den beiden Nashörner und verdeckten den Tieren die Augen mit Tüchern.

Jetzt durften auch wir uns den beiden Tieren langsam nähern und das erste Mal im Leben ein Horn anfassen und die Haut berühren. Wir merkten, dass das Muttertier sehr erschöpft war von den Fluchtanstrengungen und immer noch heftig schnaubte. Doch es durfte keine unnötige Zeit vergehen, der Tierarzt kontrollierte laufend die Werte des Tieres und die Wirkung der Injektion war zeitlich limitiert.

Das im Gras liegende tonnenschwere Nashorn musste zur Seite gekippt werden, was dann mit der Hilfe von rund 6 Personen und mehreren Anläufen auch gelang. Nun konnte der Tierarzt das Band wegschneiden und die Verletzung säubern. Wenige Minuten später mussten wir bereits wieder in unsere Fahrzeuge einsteigen, den beiden Tieren wurde die Augenbinde entfernt und von Weitem konnten wir beobachten, wie sich Mutter und Kalb langsam wieder bewegten und kurz darauf friedlich grasend in die weite Savanne liefen.

Für dieses einmalige Erlebnis danken wir Rolf Steiner und seinem Team.