Von endlosen Weiten, tierischen Begegnungen und donnerndem Rauch

Bei den Stichwörtern «Afrika» und «Safari» denken die meisten Menschen vermutlich zuerst an Länder wie Tanzania, Kenya, Botswana oder Südafrika. Zimbabwe und Zambia gehören wohl eher nicht zu den erstgenannten Ländern. Dass dies zu Unrecht ist, durfte ich auf meiner Reise in Zusammenarbeit mit Wilderness hautnah selbst erleben. Begleiten Sie mich auf eine Reise durch unendliche Weiten, einzigartige Tierbegegnungen und einen Abschluss, der mit donnerndem Rauch beeindruckt.

Text und Bilder: Manuel Lieberherr

Bereits beim Anflug auf «Victoria Falls» eröffneten sich mir die einzigartige Landschaft Zimbabwes, was die Vorfreude noch steigerte. Nach einem weiteren Flug mit einer Kleinmaschine erreichte ich nach insgesamt 24 Stunden Reise das «Little Makalolo Camp», das tief im Hwange-Nationalpark liegt. Ich wurde von herzlichen Menschen und der unvergleichlichen Stille des Busches empfangen. Nach einer so langen Reise schmeckten das Abendessen und der anschliessende Amarula am Lagerfeuer besonders gut.

Willkommen im Elefanten-Paradies

Im Busch klingelt der Wecker früher als in der Schweiz: Um 5 Uhr morgens war Tagwache. Die Müdigkeit verfliegt jedoch spätestens, wenn man im Safarimobil Platz nimmt und sich auf Pirschfahrt begibt. Die Morgenstimmung war herrlich, doch die Sichtungen liessen noch etwas auf sich warten. Nach knapp einer Stunde war es dann so weit: Aus dem dichten Gebüsch erblickte unser Guide den ersten Elefanten. Es ist einfach jedes Mal ein majestätischer Anblick. Selbstredend war es ein Elefant im Hwange-Nationalpark. Der Park beheimatet je nach Saison bis zu 40 000 Elefanten.

Nach einem üppigen Mittagessen (und einem verdienten Nickerchen) machten wir uns am späten Nachmittag erneut auf zu einer Pirschfahrt. Als hätten die Elefanten auf uns gewartet, begegneten wir gleich zwei Familien. Die Jungtiere waren hin- und hergerissen zwischen Neugier und Furcht vor unserem Fahrzeug. Am nahegelegenen Wasserloch genehmigten wir uns noch einen Sundowner, bevor wir wieder ins Camp zurückkehrten, um unsere Koffer zu packen. Schliesslich wartete am nächsten Tag bereits das nächste Camp auf uns.

Erlebnis Wilderness

Fünf Uhr in der Früh: erneut klingelt der Wecker und ab geht’s in den Busch. Ausgerüstet mit einem leckeren Kaffee geniessen wir den Sonnenuntergang, bevor wir auf unserem Weg plötzlich ausgebremst werden. Nicht etwa durch andere Fahrzeuge – von denen es in der privaten Wilderness-Konzession keine gibt –, sondern durch eine Büffelherde. Knapp über 200 Tiere weiden friedlich vor sich hin und lassen sich durch uns nicht stören. Die letzten Meter zu unserem nächsten Camp, dem «Wilderness Linkwasha», legten wir zu Fuss auf einer Walking-Safari zurück. Ein einmaliges Erlebnis, wo man der wilden Natur wortwörtlich hautnah kommt.


Die herzliche Campleitung empfing uns sogleich mit einem üppigen Mittagessen. Der anschliessende «Schwumm» im Pool und das Relaxen mit unvergleichlicher Aussicht auf das Wasserloch gehören definitiv zu den Highlights dieses Camps. 
Erholt und frohen Mutes stand am späteren Nachmittag eine erste Pirschfahrt im neuen Gebiet des Camps auf dem Programm. Und erneut bestätigte sich der Spitzname des Hwange-Nationalparks als «Elefanten-Paradies». Perfekt zur Golden Hour durften wir einer Elefanten-Familie beim Trinken und Spielen rund um ein Wasserloch zuschauen – einfach nur magisch!

Ein Highlight jagt das nächste

Am nächsten Morgen war die Vorfreude gross, denn laut unserem Ranger bestand die Gelegenheit, zum Sonnenaufgang Löwen oder Geparden zu sehen. So schnell war ich am Morgen wohl noch nie bereit. Unser Guide fuhr uns in die Nähe einer grossen Ebene und nun hiess es warten. Die Sonne kletterte langsam über den Horizont, doch noch war kein Löwe zu sehen. Weitere 15 Minuten vergingen, bis unser Guide Bewegung im Dickicht erspähte. Eine Löwin wollte die Wärme der ersten Sonnenstrahlen nutzen und legte sich nur 50 Meter von uns entfernt hin. Ein perfekter Start in den Tag!

Kaum hatten wir uns von der Löwin verabschiedet, erblickten wir zwei Geparden, die eine Gnuherde jagten. Die Spannung stieg ins Unermessliche, doch schliesslich entschieden sich die beiden gegen einen Versuch und wir kehrten ins Camp zurück. Wir freuten uns auf ruhige Stunden im Camp. Zu diesem Zeitpunkt ahnten wir noch nicht, welches Spektakel uns am Nachmittag erwarten würde.

Kurz vor 15 Uhr gerieten die Baboons rund um unser Camp in hellen Aufruhr. Die natürliche Alarmanlage versetzte auch die anderen Tiere in Alarmbereitschaft, und auch wir wurden nervös. Solche Warnrufe bedeuten in der Regel, dass sich ein Raubtier in der Nähe befindet. Also schnappten wir uns schnell unser Equipment und stiegen ins Fahrzeug. Als wir einmal rund ums Camp fuhren, tauchten sie vor uns auf: Nicht ein, nicht zwei oder drei, sondern ganze zwölf Löwen – eine ganze Familie – waren auf Wanderschaft. Die Löwen schienen jedoch nicht in Jagdstimmung zu sein, der Alarm der Paviane war also unbegründet. Die entspannte Stimmung der Löwenfamilie bot uns einzigartige Anblicke: Die Kleinsten tollten herum, während die älteren Tiere genüsslich vom Wasserloch tranken oder die letzten Sonnenstrahlen des Tages genossen. Das berühmte „i-Tüpfelchen” kam zum Schluss: Auf dem Weg ins hohe Gras schlenderte die ganze Familie keine fünf Meter an unserem Fahrzeug vorbei. Hühnerhaut pur! Darauf musste am Abend angestossen werden.

Auch an unserem letzten Tag im Busch standen wir wieder früh auf, da wir gerne noch einmal die Löwenfamilie vor der Abreise sehen wollten. Gesagt, getan: Nach nur kurzer Fahrt zum Airstrip durften wir der Familie erneut begegnen. Es war einmalig, den Jungtieren beim Spielen zuzusehen. Nach einer letzten Elefantenbegegnung bogen wir auf den Airstrip ein. Nach einer knappen Stunde landeten wir wieder in «Victoria Falls». Mit solch einer kleinen Maschine auf der grossen Landebahn zu landen, ist ein Highlight für jeden Aviatikfan.

Von Grenzübertritten und Sonnenuntergängen

Neben Zimbabwe liegt das Nachbarland Zambia. Die beiden Länder teilen sich eines der wohl bekanntesten Naturspektaktel der Welt: die Victoria Falls. Den ersten Blick dieses Spektakels konnte ich beim Grenzübertritt, welcher wohl zu den spektakulärsten der Welt gehört, erhaschen. Sobald man auf der Grenzbrücke nach Zambia gelangt, sieht man die enormen Wassermassen und die Gischt sorgt für eine willkommene Abwechslung.

Unser drittes und letztes Camp, das «Wilderness Toka Leya», liegt malerisch am Ufer des Zambezi gelegen. Nach einem standesgemässen «High Tea» mit Blick auf den über einen Kilometer breiten Fluss, ging es für uns auf den Fluss zur «Sunset Cruise». Ausgerüstet mit Snacks und kühlen Getränken bestaunten wir unzählige Hippos, Krokodile und Vögel in allen Farben und Formen. Als krönenden Abschluss stiessen wir mit einem kühlen «Mosi» auf dem Mosi (so wird der Fluss von den Einheimischen genannt) auf den Sonnenuntergang an.

Im Angesicht des donnernden Rauchs

Der letzte Tag unserer Reise begann zu ungewohnt später Stunde: Erst um 7 Uhr klingelte der Wecker. Man hätte auch später aufstehen können, jedoch lag ein vollgepackter Tag vor uns.

Der Vormittag ist die beste Zeit, um die Victoriafälle zu besichtigen. Da wir uns am Ende einer sehr regenreichen Regenzeit befanden, führte der Zambezi sehr viel Wasser. Unser Guide riet uns von der Morgendusche ab und empfahl uns, Flipflops mitzunehmen. Zum Glück befolgten wir seinen Ratschlag. Zunächst bestaunten wir aus sicherer Distanz, wie die unendlich scheinenden Wassermassen aus über 100 Metern in die Tiefe donnerten. Mit diesem Anblick vor Augen ergibt der einheimische Name der Victoriafälle, «Mosi-oa-Tunya», Donnernder Rauch, Sinn. Beim Rundgang kamen wir den Wassermassen näher. Hier waren der Regenponcho und die Flipflops sehr nützlich. Ich war noch nie in einer Waschanlage, aber so muss es sich wohl anfühlen. Die über 500 Millionen Liter Wasser, die pro Minute die Klippe hinunterstürzen, machen jede Morgendusche obsolet.

Das Nachmittagsprogramm war weniger actionreich, aber nicht weniger emotional. Im angrenzenden Mosi-oa-Tunya-Nationalpark leben rund zehn Exemplare des bedrohten Breitmaulnashorns. In Begleitung einer Gruppe von Parkrangern durften wir uns den Tieren zu Fuss nähern. Es war einfach nur faszinierend, diese anmutigen Geschöpfe in ihrer freien Wildbahn zu sehen. Für mich war es gleich doppelt schön, denn das Nashorn war das letzte Tier der Big Five, das mir noch fehlte.

Zum Abschluss unserer unvergesslichen Reise überraschte uns die Campleitung noch mit einem Sunset-Dinner direkt am Zambezi und ich hatte Zeit über die Reise zu reflektieren.

Diese Reise war weit mehr als nur eine Safari – sie war ein echtes Abenteuer für alle Sinne. Ich durfte nicht nur unglaubliche Tierbegegnungen erleben, sondern auch die Herzlichkeit der Menschen, die Magie der afrikanischen Wildnis und die Kraft der Natur in ihrer reinsten Form spüren. Ob Elefanten im goldenen Abendlicht, spielende Löwenjunge oder der donnernde Rauch der Victoriafälle – jeder einzelne Moment hat sich tief eingebrannt. Ich bin dankbar für all die Eindrücke, Begegnungen und Emotionen, die mich auf dieser Reise begleitet haben. Es ist sicher nicht das letzte Mal, dass mich das südliche Afrika in seinen Bann gezogen hat.

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